Deutsche Bahnbetreiber und Lokführer einigen sich im Tarifstreit


BERLIN, 26. März – Der deutsche Bahnbetreiber Deutsche Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL haben in einem Tarifstreit, der zu monatelangen lähmenden Streiks im Land geführt hat, eine Einigung erzielt, teilte die Gewerkschaft gestern mit.

„Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Deutsche Bahn haben sich auf einen Tarifvertrag geeinigt“, heißt es in einer Stellungnahme der GDL.

Weitere Einzelheiten werden heute in einer Pressekonferenz bekannt gegeben, teilte die Gewerkschaft mit.

Auch ein Sprecher der Deutschen Bahn bestätigte gegenüber AFP, dass eine Einigung erzielt worden sei.

Werbung

Seit November sind Zugführer sechs Mal ausgestiegen, was zu Störungen bei zahlreichen Fahrgästen geführt hat.

Die Streiks dauerten oft mehrere Tage und führten auch zu Störungen im Güterverkehr, zuletzt Mitte März.

Ende Januar lag in einem der längsten Streiks in der Geschichte der Deutschen Bahn der Bahnverkehr auf dem nationalen Streckennetz fünf Tage lang lahm.

Werbung

Die GDL fordert mehr Geld für ihre Mitglieder sowie eine 35-Stunden-Woche bei gleichem Gehalt wie die derzeitige 38-Stunden-Woche.

Die Deutsche Bahn hatte zuletzt bis zu 13 Prozent mehr Lohn angeboten, außerdem die Möglichkeit, die Wochenarbeitszeit ab 2026 auf 37 Stunden zu verkürzen.

Europas größte Volkswirtschaft sieht sich seit Monaten mit Arbeitskämpfen konfrontiert, da Arbeitnehmer und Management in mehreren Sektoren angesichts hoher Inflation und schwacher Geschäftstätigkeit um Bedingungen ringen.

Die Streiks haben die ohnehin schon düstere Konjunkturlage noch verschärft: Die deutsche Wirtschaft ist im gesamten vergangenen Jahr um 0,3 Prozent geschrumpft. Die Streiks im vergangenen Jahr kosteten die Deutsche Bahn nach Schätzungen des Betreibers rund 200 Millionen Euro, insgesamt verzeichnete sie für 2023 einen Nettoverlust von 2,35 Milliarden Euro.

Historisch gesehen gehörte Deutschland zu den Ländern in Europa, in denen die Arbeiter am wenigsten streikten.

Doch seit Ende 2022 kommt es im Land zu wachsenden Arbeitsunruhen, während die Reallöhne seit Beginn des Krieges in der Ukraine um vier Prozent gesunken sind.

Auch die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa ist in Tarifstreitigkeiten mit Bodenpersonal und Kabinenpersonal verwickelt.

Mehrere Streiks haben den Geschäftsbetrieb des Konzerns in den letzten Wochen erheblich beeinträchtigt und werden die Ergebnisse des ersten Quartals belasten, so die Konzernleitung.

Auch das Sicherheitspersonal des Flughafens hat seit Januar mehrere Arbeitsniederlegungen durchgeführt.

Einige Politiker haben gefordert, dass Deutschland Regeln einführt, um kritische Infrastrukturen wie den Schienenverkehr von Arbeitskampfmaßnahmen auszuschließen.

Doch Bundeskanzler Olaf Scholz wies die Forderungen zurück und argumentierte, dass „das Streikrecht in der Verfassung verankert ist … und dass es sich um ein demokratisches Recht handelt, für das Gewerkschaften und Arbeitnehmer gekämpft haben“.

Die Streiks erhöhen den Druck auf die Koalitionsregierung aus Scholz‘ Sozialdemokraten, den Grünen und der wirtschaftsfreundlichen FDP, die in jüngsten Meinungsumfragen schlecht abgeschnitten hat.

Die rechtsextreme AfD erfreut sich angesichts der Unruhen mit Wahlen in drei wichtigen ehemaligen ostdeutschen Bundesländern, die noch in diesem Jahr stattfinden sollen, eines Aufschwungs an Popularität. — AFP



Source link